Zwischen Kanzlerdominanz und Oppositionsversagen
Medienperformance der Parteiobleute
Das politische Jahr 2018 (inkl. 01/19) war mit Blick auf die mediale Performance der Parteiobleute durchaus spannend.
Das politische Jahr 2018 (inkl. 01/19) war mit Blick auf die mediale Performance der Parteiobleute durchaus spannend.
Kanzler Sebastian Kurz hält sich bis auf zwei Ausnahmen im Mai und August recht stabil in den Medien. Er erhält eine konstant hohe Aufmerksamkeit von vierzig bis fünfzig Prozent der Parteiobleute in der politischen Berichterstattung. Im Gegensatz zur Opposition, die im Juli kaum auf dem medialen Parkett vertreten war, nutzte Kanzler Sebastian Kurz diese berichtsärmere Zeit, um sich besonders stark von den politischen Mitbewerbern abzusetzen.
Österreich übernahm im Juli 2018 den EU-Ratsvorsitz, Premierministerin Theresa May war zu Gast bei den Salzburger Festspielen, Kurz begab sich auf eine USA Reise wo er unter anderem bei Google und Arnold Schwarzenegger eingeladen war.
Vizekanzler Heinz Christian Strache erreichte im Februar 2018 eine starke Medienresonanz, welches auf die Liederbuchaffäre von Udo Landbauer, den kolportierten Lauschangriff (Wanzenfund in seinem Büro), sowie auf die Diskussion über ein Rauchverbot in Lokalen und die Forderung der Abschaffung von ORF-Gebühren zurückzuführen ist.
Generell ist feststellbar, dass die beiden Regierungsspitzen Kanzler Kurz und Vizekanzler Strache in diesem Jahr dominierten und die Opposition phasenweise auf unter zwanzig Prozent zurückgedrängt haben.
Wenn die Medienpräsenz der Opposition nennenswert angestiegen ist, dann nur aufgrund von Personalveränderungen im Jahr 2018.
Im Mai 2018 verkündete Neos Parteiobmann Matthias Strolz seinen Rücktritt und sprach sich für Beate Meinl-Reisinger als seine Nachfolgerin aus, damit platzierte er sich in diesem Monat im Spitzenfeld hinter Kanzler Sebastian Kurz. Auch die Rückkehr von Peter Pilz in den Nationalrat im Juni 2018 lässt die Präsenzanteile der anderen Parteiobleute zurückgehen. Jedoch nicht in dem Ausmaß wie bei Strolz und wenig später bei SPÖ Obmann Christian Kern. Dieser schaffte mit seiner Ankündigung im September 2018, als Parteivorsitzender auszuscheiden und als EU-Spitzenkandidat für EU-Wahl im Mai 2019 kandidieren zu wollen, einen medialen Spitzenplatz und verhagelte der Regierung damit eine ungestörte Berichterstattung über den EU-Gipfel in Salzburg.
Der endgültige Abgang von Christian Kern und die Nachfolgesuche (Bures, Doskozil, Rendi-Wagner, Kaiser) drängten vor allem Vizekanzler Strache in den Medien auf einen Anteil von 10% zurück. Dazu trug auch noch die Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl bei, die den russischen Präsidenten Vladimir Putin zu Gast hatte und mediale Aufmerksamkeit auf sich zog.
Klar erkennbar ist auf jeden Fall eine marginale Medienpräsenz von Peter Pilz und Beate-Meinl Reisinger, die mit viel Oppositionsarbeit wenig Resonanz in den Medien erntet. Mit einem Präsenzanteil im Jänner 2019 von 52% erhält Kanzler Kurz mehr Berichtanteile als alle anderen Parteiobleute zusammengenommen. Danach folgt Vizekanzler Strache mit 31%. Die restlichen 17% teilen sich auf Pamela Rendi-Wagner (10%), Peter Pilz (4%) und Beate Meinl-Reisinger (3%) auf.
80% Berichtsanteil der Regierungsspitze Kurz und Strache sind angesichts einer schwach positionierten Opposition leicht zu erreichen.
Fotocredit: Fotolia
Grafik: Media Affairs
Analyse:
Eva Schausberger
Reporting:
Barbara Bichler
b.bichler@mediaaffairs.at
Rückfragehinweis:
Walter Schwaiger
w.schwaiger@mediaaffairs.at