Nach dem Rückzug von Langzeit-Bürgermeister Michael Häupl haben insbesondere die politischen Mitbewerber gehofft, dass in der SP Wien ein Vakuum zurückbleiben wird. Doch sein Nachfolger Michael Ludwig hat innerhalb kürzester Zeit nicht nur seinen eigenen Stil gefunden, sondern sich darüber hinaus auch medial geschickt inszeniert, indem er an seiner eigenen Marke gefeilt hat und thematisch gekonnt Akzente, wie etwa im sozialen Wohnbau, setzt. Während die meisten anderen SpitzenkandidatInnen auf Unterstützung über die Bande der Bundesebene setzen, geht Ludwig mit der SP Wien einen eigenen Weg – ohne sich öffentlich mit der Bundes-SP und Pamela Rendi-Wagner zu sehr in Verbindung zu bringen. Nach den herben Verlusten auf Bundesebene ist es umso wichtiger, den Bürgermeister in Wien nicht bloß zu halten, sondern mit einem möglichst guten Ergebnis abzusichern und damit der SPÖ auch auf Bundesebene wieder mehr Selbstvertrauen und Leben einzuhauchen.
Aus der ehemals gefürchtetsten Gegnerin der SP Wien – der FPÖ – geht aktuell eine zunehmend geringere Gefahr aus. Für die FPÖ ist es die erste zentrale Wahl nach der Abspaltung von Strache und den vielen Turbulenzen innerhalb der Bundespartei. Die ÖVP nützt die aktuelle Schwäche aus, um möglichst viele FPÖ-WählerInnen abzusaugen. Ob Strache nun mit seiner neuen Partei ein halbwegs passables Ergebnis schafft oder nicht, die eine oder andere Stimme wird er den Blauen jedenfalls kosten und so seiner Ex-Partei weiterhin Schaden zufügen.
Für die ÖVP ist der 11. Oktober durch den Rückenwind von Kurz, einem bekannten Spitzenkandidaten und der gestärkten Bundes-VP ein vielversprechendes Window-of-Opportunity für ein gutes Ergebnis. Entsprechend viel investiert die Partei auch in den Wahlkampf. Dass die ÖVP mit hohem Mitteleinsatz im WählerInnen-Teich der FPÖ fischt, macht die Ausgangslage für die Blauen nicht einfacher.
Für die Grünen entpuppt sich diese Wahl als Praxistest. Es stellt sich die Frage, ob diese die großen Zugewinne bei der Nationalratswahl auch ohne spürbare Klimakrise verteidigen können und sich die Grünen als potenzielle attraktive, starke Regierungspartner für Österreichs Hauptstadt behaupten können. Eine grüne Handschrift hat die letzte Regierung definitiv hinterlassen und im aktuellen Wahlkampf setzen auch die Grünen auf Promi-Support aus der Regierungsriege.
Auch Neos, deren WählerInnenschaft vor allem im urbanen Raum angesiedelt ist, werden sich diesmal nichts schenken. Dabei haben die Pinken zu wenige starke Themen, die sie inhaltlich klar von den anderen Parteien abgrenzen. Ein deutlicher Startnachteil, der sie auch diesmal keine großen Sprünge nach vorne machen lassen wird.
Rückfragen:
Mag.a Maria Pernegger
m.pernegger@mediaaffairs.at