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Regierungstrio dominiert in der "Zeit im Bild"

ZIB-Präsenz der politischen AkteurInnen im Zeitraum 1. Jänner bis 31. Oktober 2020

Die ORF-Infosendungen im Hauptabendprogramm haben beträchtlichen Einfluss auf den Meinungsbildungsprozess in unserer Gesellschaft. Daher lohnt es sich einen genaueren Blick auf die Marktanteile der politischen AkteurInnen in den „Zeit im Bild“ Sendungen ZIB 1 und ZIB 2 zu werfen. 

Auf die ÖVP entfielen im Beobachtungszeitraum 43% aller Parteipräsenzzeiten der ZIB. Zieht man das Wahlergebnis der Nationalratswahl 2019 mit 37,5% als Benchmark heran, bedeutet das eine deutliche Aufwertung. In der Coronakrise ist es kaum verwunderlich, dass die Kanzlerpartei – im Zuge der Krisenbewältigung – große Teile der medialen Aufmerksamkeit erhält. Sebastian Kurz ist daher auch der dominante politische Akteur auf der „Zeit im Bild“-Bühne. Er kommt in den beiden Formaten auf eine Präsenz von über 6 Stunden. Beachtenswerte 3,5 Stunden davon wurden im O-Ton gesendet. Gernot Blümel erreicht als nächstgereihter Türkiser/Schwarzer nur ein Drittel der Sendezeit des Bundeskanzlers. 

Die Plätze 2 und 3 belegen Proponenten des Koalitionspartners: Minister Rudolf Anschober und Vizekanzler Werner Kogler. Auch sie sind zentrale Krisenmanager mit entsprechender medialer Resonanz. Im Vergleich zum Wahlergebnis 2019 (13,9%) verdoppeln sich die Anteile der Grünen in den ZIB-Infosendungen beinahe (26%). Bemerkenswert, vor allem vor dem Hintergrund, dass die Partei in den Jahren davor fast gänzlich von der medialen Bildfläche verschwunden ist. 

Platz 4 des Rankings nimmt, mit Pamela Rendi-Wagner die erste Frau und zudem die Vertreterin der größten Oppositionspartei ein. Die SPÖ liegt bei 16-17%. Die derzeitige politische und gesellschaftliche Themenlage macht es für die Opposition offenkundig mühsam mediale Reichweite zu generieren. Obwohl die Covid-19-Pandemie gerade der Oppositionsführerin, aufgrund ihres beruflichen Hintergrundes als Ärztin, grundsätzlich in die Hände spielen sollte. 

Ambivalent stellen sich die Zahlen der FPÖ dar. Anfang des Jahres betrug beispielweise die Parteipräsenz in der ZIB 1 beinahe 20%. In Folge wurden SPÖ, FPÖ und NEOS allerdings von ÖVP und Grünen verdrängt und so kamen sie im März nurmehr gemeinsam auf ca. 20% ZIB-Marktanteil. In der Zwischenzeit hat sich diese Spannweite jedoch vermindert und die FPÖ konnte sich bei 8-10% einpendeln. Betrachtet man die einzelnen internen Player, wird in Ansätzen die blaue Doppelspitze, Norbert Hofer und Herbert Kickl, sichtbar. In die Top 15 schafft es aber nur Norbert Hofer.

Beate Meinl-Reisinger kommt hier zwar nicht vor, im O-Ton-Ranking nimmt sie dafür Platz 11 ein. NEOS kommt auf einen Marktanteil von 5-6%. Im Zeitverlauf wird deutlich, dass NEOS die Sommermonate nutzen konnte, um die geringe Präsenz zu Jahresanfang nachdrücklich zu verbessern. 

Neben AkteurInnen aus der Regierung und der parlamentarischen Opposition ist es vereinzelt auch anderen PolitikerInnen gelungen entsprechende Sendezeit zu erlangen. Dadurch fehlen einige MinisterInnen auf den vorderen Plätzen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen etwa nimmt Platz 7 ein. Weitere politische AkteurInnen, die es im Betrachtungszeitraum in die Top 15 der „Zeit im Bild“ geschafft haben, sind Hans Peter Doskozil, Michael Ludwig und Peter Hacker (alle SPÖ) sowie Nationalratspräsident und Vorsitzender im Ibiza-U-Ausschuss Wolfgang Sobotka (ÖVP). 

 

 

Grafiken: MediaAffairs
Fotocredit Titelbild: Adobe Stock

Analyse:
Marco Donner, MSc
m.donner@mediaaffairs.at

Reporting:
Mag. Gerald Astleitner
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