Die mediale Inszenierung von Menschen mit Behinderungen
Ein Pilotprojekt von MediaAffairs
MediaAffairs hat im zweiten Quartal 2016 ein Pilotprojekt gestartet, welches die mediale Darstellung, Sichtbarkeit und Inszenierung von Menschen mit Beeinträchtigung im Detail analysiert. Die Ergebnisse wurden beim NGO-Forum der Volksanwaltschaft und des Parlaments von Mag.a Maria Pernegger (MediaAffairs) am 4. Juli 2016 vorgestellt. (Foto: Parlamentsdirektion)
Grundlage dieses Projektes ist die UN-Behindertenrechtskonvention, die auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft ganz klar auch die Medien in die Pflicht nimmt. Österreich hinkt bei den Rechten behinderter Menschen, bei Barrierefreiheit und Inklusion deutlich hinterher – so ein Resümee von Studienautorin Maria Pernegger.
Bewusstseinsbildung für ein faires und respektvolles Miteinander muss laut UN-Konvention in einem ersten Schritt über Medien und Politik erfolgen. Es wird eine Abkehr von diskriminierenden Rollenbildern und der negativen, auf Bedürftigkeit und Wohltätigkeit fokussierten Inszenierung behinderter Menschen gefordert. Wie weit hier Ideal und Realität auseinanderklaffen, zeigt unsere Medienstudie in reichweitenstarken österreichischen Massenmedien (Kurier, Standard, Presse, Österreich, Heute, Krone, ZiB1, ZiB 2, Facebook).
Kernaussagen:
- Menschen mit Behinderungen sind in Medien stark unterrepräsentiert.
- Das Thema Behinderung bleibt medial und auf politischer Ebene am Abstellgleis.
- Es gibt ein großes Gefälle zwischen Qualitäts- und Boulevardblättern bei Berichtsvolumen, Themensetting und vor allem auch in der Art der Darstellung.
- Die reichweitenstarken Boulevardblätter tragen eine große Verantwortung zur Bewusstseinsbildung, berichten aber kaum und wenn, dann häufig indem Stereotype und Rollenklischees reproduziert werden.
- In Massenmedien sind Menschen mit Behinderung oft entweder als Opfer/Objekt oder bewundernswerte HeldInnen dargestellt – der Blick auf die Realität und auf den Lebensalltag vieler Menschen mit Handicap und deren Umfeld wird weitgehend ausgeblendet.
- Die Rechte behinderter Menschen werden am ehesten von Standard und Presse in den Fokus gestellt, im Boulevard dominieren individualisierte Geschichten einzelner Betroffener.
- Es zeichnet sich in der Berichterstattung ein großer Gender-Gap ab – Frauen mit Behinderung sind medial kaum Thema.
Zusammenfassung der Pilot-Studie über die
mediale Inszenierung von Menschen mit Behinderungen