Das Jahr 2017 war politisch geprägt von Umbrüchen und Veränderungen. Hier sind die Daten und Fakten.
Das Jahr 2017* war politisch geprägt von Umbrüchen und Veränderungen. Der Regierungswechsel nach den Wahlen, der tiefe Fall der Grünen und medial dominierende Skandale, wie die Causa Silberstein oder die Affäre Pilz hinterlassen einen bleibenden, oft negativen Eindruck.
Bundespolitik 2017 – Sachthemen am Abstellgleis
Der sachpolitische Diskurs hat im Jahr 2017 auf medialer Ebene nur am Rande stattgefunden. Ein Zehntel des Berichtsvolumens der Top-Themen fußt auf Sachthemen, hier überwiegen ähnlich wie in den Vorjahren internationale Politik und Asylpolitik.
Der allergrößte Anteil der Medienberichterstattung zeigt jedoch eine Politik, die mit sich selbst beschäftigt ist und zum Teil ordentlich ins Straucheln gerät.
Das Kurz-Kern-Duell
Wer sind jene Player, welche die bundespolitische Debatte am stärksten aufgemischt und geprägt haben? Das große Duell im Jahr 2017 lautet Kern gegen Kurz. Gemeinsam nehmen sie 60 Prozent der Präsenz aller Regierungsmitglieder ein. Kern und Kurz können ein annähernd gleich hohes Berichtsvolumen verzeichnen, aber der Unterschied liegt in der Art der Berichterstattung. Die Berichtstonalität fällt deutlich positiver für Kurz aus, Kern werden vor allem die parteiinternen Turbulenzen im Wahlkampf und der reichweitenstarke und kritische Boulevard, der sich auf das Thema stürzt, zum Verhängnis. Kurz wie auch Kern polarisieren beide entsprechend und werden im Wahlkampf vom politischen Gegenüber zum Feindbild auserkoren. Kern erfährt aus den eigenen Reihen zwar viel Unterstützung, Kurz aus der ÖVP und den Ländern aber noch mehr. Insgesamt fällt die Bilanz bei Berichtsvolumen und insbesondere bei der Berichtstonalität letztlich deutlich zugunsten von Sebastian Kurz aus.
Wer 2017 medial die meiste Kritik einstecken musste
Negative Medienbeiträge wirken stärker und nachhaltiger in der Bewusstseins- und Meinungsbildung als positive. Christian Kern ist im Jahr 2017 heftiger medialer Kritik und damit negativer Berichtstonalität ausgesetzt. Besonders in den reichweitenstarken Boulevardblättern Österreich und Krone kommt Kern im turbulenten Wahlkampf der SPÖ, bei dem die Partei kein Fettnäpfchen ausgelassen hat, nicht aus den Negativschlagzeilen. Zwar erreicht Kern auch einen hohen Anteil an Exklusiv- und Positivberichten, den negativen Beigeschmack kann das aber nicht wettmachen. Politischer Gegenspieler Sebastian Kurz kommt nur auf ein Viertel der negativen Berichtstonalität von Kern, Heinz-Christian Strache nur auf etwa ein Sechstel. Auch Bundespräsident Van der Bellen kann von der positiven Berichtstonalität seines Vorgängers Heinz Fischer einstweilen nur träumen.
Top-Player 2017 – nur eine Frau
Die österreichische Politlandschaft ist männlich geprägt. In der medialen Berichterstattung – und damit in der öffentlichen Wahrnehmung – bleiben Frauen weit hinter ihrer politischen Relevanz zurück. Unter den Top-10 Playern findet sich mit der Spitzenkandidatin der Grünen Ulrike Lunacek eine einzige Frau, die es in der medialen Präsenz unter die Top-10 geschafft hat. Obwohl der Frauenanteil in der Politik (Regierung, Opposition, Nationalrat) im Jahr 2017 bei etwa einem Drittel liegt, erreichen Politikerinnen in den reichweitenstärksten österreichischen Tageszeitungen nur einen Anteil von elf (!) Prozent.
*Analysiert wurden Kronen Zeitung, Österreich, Heute, Der Standard, Kurier und Die Presse im Zeitraum vom 01. Jänner 2017 bis zum 31. Dezember 2017.