Freiwild Frau?
Kommentar von Maria Pernegger auf der Sozialplattform OÖ
Kommentar von Maria Pernegger in der 07-08/2016 Ausgabe der Sozialplattform OÖ
Unsere Gesellschaft hat ein Problem – nicht erst seit Köln!
Gewalt gegen Frauen ist trauriger Alltag – weltweit, auch hierzulande. Sie ist so gegenwärtig, dass sie kaum mehr schockiert. Häusliche Gewalt wird totgeschwiegen, Belästigungen gehen als Kavaliersdelikte durch und sexuelle Übergriffe auf Frauen erregen scheinbar erst bei (Massen)-Vergewaltigungen Aufmerksamkeit. Unternommen wird von politischer Seite wenig. Auch in Medien sind Frauenrechte kaum Thema – im Gegenteil, viele reproduzieren selbst Rollenklischees am laufenden Band.
Die Übergriffe in Köln hingegen lassen seit mittlerweile einem halben Jahr die Wogen hochgehen. Rechtspopulisten sehen durch ein fremdes Feindbild „unsere“ Frauen gefährdet. Medial wird „Freiwild Frau“ ausgeschlachtet: Boulevardmedien schwingen die Populismuskeule und über Social-Media verbreiten sich zudem genug Falschmeldungen. Organisationen und Parteien, welche sich bisher um Frauenrechte und Chancengleichheit nicht geschert haben, heften sich nun medienwirksam den „Frauenschutz“ auf ihre Fahnen. Die Verunsicherung, welche in der Bevölkerung entstanden ist, sitzt tief. Daran vermag auch die Kriminalstatistik, welche für das vergangene Jahr in Österreich einen deutlichen Rückgang der Sexualdelikte verzeichnet, nichts zu ändern. Es ist eine diffuse Angst – selten aus einer persönlichen Erfahrung heraus begründet – aber man liest und hört eben so viel.
Gewalt gegen Frauen ist widerlich – und egal wer sie ausübt, gehört zur Rechenschaft gezogen. Aber was medial und politisch derzeit passiert ist scheinheilig. Wer für Frauenrechte eintritt, sollte es nämlich richtig tun. Indem Chancengleichheit gefördert und gelebt wird, Rollenklischees und Diskriminierungen aus der Welt geschafft werden und Frauen nicht mehr gegen Sexismus, Gewalt oder Abhängigkeiten ankämpfen müssen – kurz, indem Frauen endlich als gleichwertiges Gegenüber respektiert und geschätzt werden.
Alles andere in diesem Kontext ist Hetze!