Aktuelle Studie untersucht Präsenz von Frauen in Politik und Medien
Seit neun Jahren untersucht die Agentur MediaAffairs die mediale Sichtbarkeit und Präsenz von Frauen sowie den Stellenwert der Frauen(-politik) in der aktuellen politischen Debatte. Am 10.5.2022 wurde im Presseclub Concordia die aktuelle MediaAffairs-Studie „Frauen – Politik – Medien“ präsentiert, die in Kooperation mit Arcedia, der Arbeiterkammer (AK) und Sanofi Österreich entstanden ist. Gegenstand der Studie war einmal mehr die Sichtbarkeit von frauenpolitischen Themen in der bundespolitischen Berichterstattung. Darüber hinaus wurde auch ein Schwerpunkt auf die mediale Teilhabe von Frauen an der Digitalisierung gelegt.
Studienautorin Maria Pernegger: „Digitalisierung braucht Diversität!“
Laut Pernegger habe sich die Sichtbarkeit von frauenpolitischen Themen im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 zwar etwas verbessert, was auch unter anderem auf die verstärkte Awareness für Gewalt gegen Frauen zurückzuführen sei. Auch schafften es Frauen am Arbeitsmarkt erstmals unter die Top-Themen in der bundespolitischen Berichterstattung. Dabei stehe aber eher die Behebung des Fachkräftemangels als die finanzielle Absicherung von Frauen im Vordergrund. Insbesondere im Bereich der Digitalisierung zeige die Studie aber große Defizite in der Berichterstattung: „Wenn Frauen vorkommen, dann eher nur in stereotypen Bereichen wie Kommunikation und Social Media.“ Eine aktive Teilnahme von Frauen in der Entwicklung digitaler Schlüsseltechnologien sei hingegen nicht gegeben, obwohl sie von zentraler Bedeutung sei. „Aktuell stehen Technologie und Gesellschaft einmal mehr an einer historischen Schwelle, und wir laufen Gefahr, Fehler aus der Vergangenheit zu wiederholen, weil Frauen ausgeschlossen bleiben, wo sie unbedingt mitgestalten müssen. Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt sich zum Gamechanger. Eine so weitreichende Technologie wie KI braucht deshalb an ihren Wurzeln vor allem eines: Diversität! Wenn wir den Weg in der Entwicklung von KI nicht mit Frauen und dem breiten Spektrum der Gesellschaft gehen, kann er nur in die Irre führen“, so Pernegger. Die Schuld sieht Pernegger allerdings nicht nur bei den Medien. „Medien spiegeln problematische Verhältnisse lediglich wider. Daher gilt es, verstärkt auch Frauen vor den Vorhang zu holen, denn Sichtbarkeit färbt auf andere ab“, ist Pernegger überzeugt.
Gudrun Meierschitz (ACREDIA AG): „Nur was sichtbar ist, ist auch machbar!“
„Dass Medien im Sichtbarmachen unbekannter Heldinnen eine zentrale Rolle spielen und hier noch ein weiter Weg zu gehen ist, zählt zu den Kernaussagen der vorliegenden Studie: Obwohl gut die Hälfte der österreichischen Bevölkerung weiblich ist, sind Frauen in der medialen Bildpräsenz in wichtigen Gesellschaftsbereichen wie Wirtschaft, Technik und Sport in der Minderheit“, resümiert Meierschitz, Vorstandsmitglied der ACREDIA Versicherung AG. Role Models prägen die Gedankenwelt und Berufsbilder, daher sei es wichtig, Frauen auch außerhalb typischer Rollenbilder zu zeigen. Die Wichtigkeit medialer Präsenz von Frauen illustriert sie an einem eindrücklichen Beispiel: „Frauen haben maßgeblich dazu beigetragen, Menschen ins Weltall zu schicken. Doch erst ein Hollywood Film hat dazu beigetragen, dies ins Bewusstsein zu rufen.“ Gerade in krisenbehafteten Zeiten wie diesen sei die Wirtschaft gefordert, mit vereinten Kräften zu agieren. Dafür brauche es Frauen auch außerhalb „typischer“ Berufe. Um dies zu erreichen, müssen tradierte Geschlechterrollen in den Medien aufgebrochen werden, „denn nur was sichtbar ist, ist auch machbar“, betont Meierschitz.
Barbara Teiber (Arbeiterkammer Wien) hofft auf eine Zukunft, in der es keine klassischen Frauen- und Männerberufe mehr gibt
Auch Barbara Teiber, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer Wien, die in Vertretung für AK-Präsidentin Renate Anderl anwesend war, betont die Wichtigkeit der Repräsentation von Frauen in den Medien. Als positive Entwicklung stellt sie fest, dass Frauenquoten vom Reizthema zur Normalität geworden sind. Die Digitalisierung bringe große Umbrüche am Arbeitsmarkt mit sich, die nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bergen. Das Frauen beispielsweise überproportional oft Homeoffice in Anspruch nehmen, sieht sie als Gefahr für deren Karrierechancen. Denn Sichtbarkeit spiele nicht nur in den Medien eine Rolle, auch am Arbeitsplatz zeige sich, dass oft eher diejenigen befördert werden, die vor Ort präsent und sichtbar sind. Abseits der Digitalisierung sieht sie insbesondere in weiblich dominierten Berufsfeldern große Mängel. Im Zuge der Coronakrise seien zwar auch die Heldinnen der Krise im Handel, der Pflege und Pädagogik verstärkt in den Vordergrund getreten, doch konkrete Verbesserungen habe es in diesen Berufsfeldern kaum gegeben. Ihr Ziel ist eine Zukunft, in der es keine klassischen Frauen- und Männerberufe mehr gibt.
Wolfgang Kaps (Sanofi): „Darüber reden, bis wir es nicht mehr müssen“
„Die renommierte Studie „Frauen – Politik – Medien 2021“ ist ein gelungenes Instrument, um die Sichtbarkeit und den Stellenwert von Frauen in den Medien und den aktuellen Debatten genau unter die Lupe zu nehmen. Damit werden neue Denkanstöße gegeben, um wieder ein Quäntchen mehr verändern zu können“, freut sich Wolfgang Kaps, Geschäftsführer des Gesundheitsunternehmens Sanofi Österreich und Schweiz, Teil dieses erfolgreichen Projektes sein zu dürfen. Er beobachtet einen Kulturwandel in Bezug auf die Gleichstellung am Arbeitsplatz und will diesen so lange vorantreiben, „bis wir nicht mehr darüber sprechen müssen“. Denn eines sei klar, so Kaps weiter: „Die Gleichstellung von Frauen und Männern im Beruf wird die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sowie die Attraktivität als Arbeitgeber künftig noch stärker prägen. Und das ist gut so! Denn die Frauen von heute sind selbstständig und sollten auch so wahrgenommen werden!“